d

Ein begeisterndes Geisterschiff

Ein begeisterndes Geisterschiff

Eine ideenreiche Augenweide

Oper Die Sommeroper Selzach wagt sich mit dem «Fliegenden Holländer» an Richard Wagner – das Wagnis wird zum Triumph.
Bühnenbild und Regie überzeugen ebenso wie die Darsteller auf der Bühne. Für die grösste Überraschung sorgt der Dirigent

Dreissig Jahre Sommeroper Selzach –und nur dreissig Sekunden bis zur Standing Ovation: Als sich der Vorhang zu den letzten Akkorden des «Fliegenden Holländers» senkte, riss es das begeisterte Publikum förmlich von den Sitzen. Es hatte ein dreistündiges Hochamt der Oper erlebt, wie man es in Selzach trotz vielen erstklassigen Produktionen nicht erwartet hätte. In der Tat mutet es geradezu wahnwitzig an, sich im renovierten, aber immer noch bescheidenen Passionsspielhaus an ein Werk des deutschen Operntitanen Richard Wagner (1813 – 1883) zu wagen.

Gut, der «Fliegende Holländer» ist nicht der «Ring», aber die Ansprüche sind auch hier gewaltig.Das Orchester ist dauernd gefordert und die Chorpartie ist eminent. Vor diesem Hintergrund darf man von einem wahren Triumph sprechen.

Alle Register gezogen Oper ist immer auch etwas für das Auge. An erster Stelle sei deshalb der Bühnenbildner genannt, Oskar Fluri, einer der Mitgründer dieser Sommeroper. Dieser «Holländer» ist so etwas wie die Summe seines Schaffens, eine ideenreiche Augenweide, ohne überfrachtet zu wirken. Die drei Akte werden eingerahmt von zwei gemäldeartigen Szenerien, am Meeresstrand steht ein Kreuz und während des Vorspiels zieht das Unwetter au f, das in der Musik angelegt ist.

Im ersten Aufzug kämpft ein Frachter quer zur Bühne mit den wilden Wogen, die Mannschaft des Seilherstellers und Seefahrers Daland versucht, das Schiff in den Hafen zu bringen. Ans rettende Ufer gelangt, wird der wachhabende Steuermann(einmal mehr brillant in einer Charakterpartie: Konstantin Nazlamov) vom Schlaf übermannt.

Da taucht aus dem Nichts das Geisterschiff des Holländers auf, riesig und bedrohlich. Die beleuchteten Bullaugen machen aus dem Schiffsrumpf die Fratze eines bösen Monsters. Der zweite Aufzug zeigt die Seilerei, die blauen Schürzen der Chordamen erinnern an die einst blühende Uhrenindustrie der Region. Der dritte Aufzug beginnt mit dem Gelage der Norweger, bevor wieder das Geisterschiff auftaucht, nun von achtern zu sehen. Die raffinierte Beleuchtung von Sigi Schalke macht den Rumpf zum Totenschädel. Dieter Kaegis Regie nutzt das Bühnenbild für eine schlüssige Geschichte und viele subtile Details. Der Chor ist nie statische Masse, sondern stets lebendiges Volk. Auch die kleinen Rollen werden aufgewertet, der Steuermann und Mary (Astrid Pfarrer gibt sie als unaufgeregte Gouvernante) haben immer etwas zu tun…

© Bieler Tagblatt von 04.08.2018, Peter König.

>> Artikel weiterlesen

Sekretariat
Freunde der Sommeroper Selzach
c/o JSP Treuhand GmbH
Nathalie Schindler
Solothurnstrasse 2v 2540 Grenchen
T +41 (0)32 653 20 50
F +41 (0)32 653 21 15
info@freunde-sommeroper.ch