
Presse-Bericht:Generationenwechsel: Neuer Produktionsleiter übernimmt für die Opern im Passionsspielhaus Selzach
Das gesamte «Macher-Team» der Sommeroper Selzach ist zurückgetreten: Bühnenbildner und Ausstattungschef Oskar Fluri, die beiden Co-Produktionsleiter Pia Bürki und René Gehri sowie Barbara Fluri, Leitung Kostüme. Eine Herausforderung für Philipp Eng, der 2022 das Präsidium des Trägervereins übernommen hat. Mit dem Kulturmanager Markus Müller aus Belp fand er bereits einen neuen Produktionsleiter. Müller verfügt als Mitgründer der Thunerseespiele, wie auch als ausgebildeter Sänger und Musicaldarsteller, über einschlägige Erfahrungen. Die kurzfristige Anfrage überraschte ihn: «Die Sommeroper bringt Menschen über Generationen hinweg zusammen, und diese besondere Energie spürte ich sofort. In der Übergangszeit des Generationenwechsels Verantwortung zu übernehmen, ist eine Ehre. Solche Herzensprojekte begegnen einem nicht oft – und wenn doch, sollte man einfach Ja sagen.»
Noch kein Regisseur und Bühnenausstatter
«Für die anderen Positionen suchen wir flexible Lösungen. Ich kann mir vorstellen, dass einzelne Bereiche künftig werkbezogen besetzt werden», äussert sich Vereinspräsident Philipp Eng. Die wichtigste Botschaft an die Vereinsmitglieder der Freunde der Sommeroper Selzach und an das Stammpublikum laute: «Wir machen mit einer neuen Crew weiter.
Opernproduktion im Passionsspielhaus über die Bühne gehen.»
Philipp Eng übernahm die Vereinsleitung von Urs Bucher, dem ehemaligen Gemeindepräsidenten von Zuchwil. Der Jurist verfügt über ein breites Netzwerk, arbeitet als Rechtsanwalt in der Kanzlei Stampfli Rechtsanwälte und führt die Geschäfte der mitgegründeten bevisible GmbH (Social Media Consulting). Mit dem «Generalrücktritt» der bekannten Selzacher Köpfe liegt eine arbeitsintensive Zeit hinter und vor ihm.
Pioniere der Sommeroper Selzach
Oskar Fluri, ein Sommeroper-Macher der ersten Stunde, der nicht nur als Bühnenausstatter, sondern als Maler, Zeichner und Illustrator national bekannt wurde, sichert
dem künftigen Team für Notfälle Support zu. «Aber ich möchte die Neuen eigenständig wirken lassen und mich nicht einmischen», bekennt er.
Während sechsunddreissig Jahren war er in jeden Entscheidungsprozess eingebunden, prägte die Sommeroper Selzach wie kein Zweiter. Dies bestimmte auch das Familienleben. Ferien wurden oft an einem der Schauplätze neuer Produktionen verbracht, die Zeit zum Recherchieren genutzt.
«Wir haben so viele Erinnerungen und unser ganzes, bisheriges Eheleben im Sog der Aufführungen sowie des künstlerischen, technischen und organisatorischen Weiterentwickelns verbracht», lächelt Pia Bürki, die mit ihrem Mann eine kreative Partnerschaft lebt. Die Musikmanagerin und Leiterin der Musikschulen der Stadt Solothurn war ebenfalls von Anfang an dabei, hat sich als Allrounderin von der Verantwortlichen für die Requisiten zur Co-Produktionsleiterin entfaltet. Pia Bürki sind die Aufführungen für Kinder, beziehungsweise Schulklassen, zu verdanken, die mit den speziell erarbeiteten Text- und Musikarrangements beim Publikumsnachwuchs gut ankamen.
Betriebswirtschafter und Kulturmanager René Gehri ist seit 2009 als Co-Produktionsleiter mit an Bord und als langjähriger Chorsänger der Theater Biel und Bern mit dem Musiktheater bestens vertraut. Gemeinsam mit Pia Bürki und Oskar Fluri führte er das Repertoire von den leichten Spielopern der Anfänge zur grossen Oper von Offenbach (Hoffmanns Erzählungen), Wagner (Fliegender Holländer) bis zu Bizet (Carmen). Barbara Fluri ihrerseits hat als Leiterin der Schneiderei seit 1989 mit feinen Stichen die Kostümentwürfe ihres Bruders real werden lassen. Mit dem Weggang der vier Selzacher Protagonisten endet eine Ära im Passionsspielhaus.
Opern-Zukunft gestalten
Nun ist die jüngere Generation gefordert. Markus Müller liebt und kennt das Opernrepertoire von der Frühzeit bis zur Moderne. Er kann sich vorstellen, mit einem Werk zu starten, welches Tempo und Witz vereint. Markus Müller und Philipp Eng sind motiviert und werden den künftigen Opernproduktionen einen zeitgemässen Auftritt sichern sowie Politik und Wirtschaft, wie auch Opernfans, von der Ausstrahlung des kulturellen Hotspots des Leberbergs überzeugen und mit neuen Ideen und Initiativen überraschen.
Der neue Produktionsleiter Markus Müller: «Zuerst braucht es das Herzstück: die Stückwahl. Sie gibt vor, was wir erzählen wollen und wie. Danach eine Regie finden, die mit dem Ort, dem Ensemble und der Geschichte in Resonanz tritt.» Das Bühnenbild entstehe daraus fast wie von selbst – als Raum für Emotion, Ausdruck und Begegnung. Markus Müller: «Der kreative Prozess soll organisch wachsen, mit Respekt, Offenheit und echter Leidenschaft für die Oper.»
© Grenchner Tagblatt, 15.04.2025 Text und Foto von Silvia Rietz.
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